Fr. Apr 26th, 2024

Berlin (ots) – Katrin Wenz, Agrarexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), im Gespräch mit BUND-Pressereferentin Judith Freund über den Fleischkonsum in Deutschland (Interview: 5:36 Minuten):

Anmoderationsvorschlag: Wir essen zu viel Fleisch. Etwa 60 Kilogramm isst jeder Deutsche im Jahr. Zum Wohle von Gesundheit, Umwelt, Klima und Tierwohl sollten es nur gut die Hälfte sein. Was unser Fleischkonsum für Folgen hat und wie wir dazu kommen, unsere Ernährung umzustellen, darüber spreche ich mit Katrin Wenz, sie ist Agrarexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Sprecherin: Frau Wenz, warum essen wir eigentlich so viel Fleisch?

O-Ton 1 (Katrin Wenz, 40 Sek.): “Fleisch ist ganz tief als Lebensmittel in unserer Gesellschaft verankert. Vor allem in der Nachkriegszeit aufgrund der Hungerkrise im zweiten Weltkrieg wurde die Landwirtschaft sehr stark intensiviert. Und seitdem wurde die Tierhaltung immer weiter ausgebaut. Wir sind davon weggekommen, das ganze Tier zu essen hin zu dem Konsumverhalten, dass wir nur noch zu ganz bestimmten Stücken greifen und der Fleischkonsum wurde immer kostengünstiger über die Jahrzehnte, sodass wir einfach massiv zu Fleisch greifen können, ohne dass es sich massiv finanziell zu Buche schlägt.”

Sprecherin: Wie kommen wir denn zu weniger Fleischkonsum?

O-Ton 2 (Katrin Wenz, 37 Sek.): “Um unsere Umwelt effektiv zu schützen und den Klimawandel einzudämmen, müssen wir den Fleischkonsum auf etwa die Hälfte reduzieren, das ist im Übrigen auch das, was die Deutsche Gesellschaft für Ernährung uns empfiehlt für eine gesunde, ausgeglichene Ernährung. Und diesen Fleischkonsum können wir nur reduzieren, wenn der Staat hier auch aktiv wird. Wir stehen aber im Moment vor der Herausforderung, dass der Staat ernährungspolitisch eigentlich gar keine Instrumente hat. Es gibt keine Maßnahmen, um den Fleischkonsum zu reduzieren.”

Sprecherin: Was sollte die Politik denn aus Ihrer Sicht tun?

O-Ton 3 (Katrin Wenz, 50 Sek.): “Die Umweltverbände und auch die Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten fordern ja schon sehr lange eine massive Reduktion des Fleischkonsums. Die Menschen essen auch zunehmend weniger Fleisch, aber ein Reduktionsziel, wie es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, wird nicht einfach von selber kommen. Der Staat muss die Aufgabe wahrnehmen, ernährungspolitisch hier das Verhalten der Menschen mitzugestalten. Das heißt, das muss nicht über Zwänge funktionieren, sondern eine Ernährungsumgebung zu schaffen, die es ermöglicht, auch vegetarisch sich zu ernähren, beispielsweise eine andere Platzierung in Mensen und eine andere Preisgestaltung, denn momentan haben tierische Produkte einen vergünstigten Mehrwertsteuersatz. Und hier werden einfach die falschen Instrumente angesetzt.”

Sprecherin: Wer Fleisch im Supermarkt kauft, weiß oft gar nicht, wie die Tiere gehalten wurden. Kann das staatliche Tierwohlkennzeichen von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner Orientierung geben?

O-Ton 4 (Katrin Wenz, 35 Sek.): “Die staatliche Tierwohlkennzeichnung ist noch nicht auf dem Markt. Also, Frau Klöckner hat hier eigentlich eine Chance verpasst, denn sie hat solange gehadert. Sie hat das staatliche Tierwohlkennzeichen ja praktisch schon von ihrem Vorgänger übernommen und trotzdem hat sie es weiter verschleppt, sodass Discounter vorangegangen sind und ihre eigene Kennzeichnung auf den Markt gebracht haben. Sie haben darauf reagiert, dass Verbraucher wissen wollen, wie die Tiere gehalten werden, die sie essen.”

Sprecherin: Gibt es denn eine Art Masterplan für eine bessere Tierhaltung?

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Laura Jahn

Von Laura

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