Fr. Apr 26th, 2024

Hamburg (ots)

Illegale und schadstoffbelastete Mülldeponien in Deutschland gefährden Menschen und Umwelt. Das ergab eine Auswertung von Proben, die Reporter des Greenpeace Magazins auf zwei illegalen Deponien in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg genommen haben. Im Sickerwasser einer nicht genehmigten Müllkippe in Güstrow, die in einer Trinkwasserschutzzone für die Stadt Rostock liegt, fanden sich erhöhte Arsen- und Quecksilberwerte. Das sind giftige Schwermetalle, die Nervenzellen schädigen und Krebs auslösen können. Proben von der deutschlandweit vermutlich größten illegalen Plastikmülldeponie in Schönermark in der Uckermark enthielten erhöhte Konzentrationen von Blei und Weichmachern.

Der Toxikologe Edmund Maser von der Universität Kiel, der die Probenergebnisse für das Greenpeace Magazin bewertete, spricht von einem “Cocktail von Schadstoffen” und warnt, durch das jahrelange Freisetzen von Schadstoffen aus diesen illegalen Mülldeponien bestehe “eine chronische Belastung für Mensch und Umwelt”. Insbesondere in Güstrow sieht er dringenden Handlungsbedarf. “Wenn solche illegalen Mülldeponien lange genug bestehen, muss man damit rechnen, dass die Schadstoffe auch in eine tiefer liegende Grundwasserschicht sickern.” Gerieten die Deponien in Brand, verbreiteten sich giftige Stoffe zudem über die Luft, so Maser.

Illegale Deponien sind in Deutschland kein Einzelfall. Abfälle mit teils giftigen Schadstoffen wurden und werden an zahlreichen Orten illegal abgeladen. Brandenburg ist dafür ein Brennpunkt. Reporter des Greenpeace Magazins haben hier 127 illegale Deponien dokumentiert, auf denen insgesamt rund fünf Millionen Tonnen Haus- und Industrieabfälle lagern, teilweise aus dem Ausland. Die sachgemäße Sanierung und Entsorgung würde nach Schätzungen 500 Millionen Euro kosten.

Um Abfälle billig loszuwerden, täuschen kriminelle Müllentsorger eine fachgerechte Entsorgung meist nur vor. Sie kassieren zunächst das Geld für den Abtransport des Mülls, manipulieren dann die Frachtpapiere, weisen Lieferungen falsch aus, deklarieren etwa gefährlichen zu ungefährlichem Abfall um und kippen ihn schließlich illegal ab. Das Bundeskriminalamt verglich die Gewinne der Müllschieber schon vor acht Jahren in einem internen Bericht mit den Profiten der organisierten Drogenkriminalität und stellte fest, dass Dealen mit Müll lukrativer ist.

Die Täter werden häufig nicht verurteilt und wenn, dann oft mild. Zahlen aus dem brandenburgischen Justizministerium für die Jahre 1994 bis 2015 zeigen: In neunzig Prozent ihrer Urteile zu entsprechenden Delikten beließen es Gerichte bei einer Geldstrafe.

Nach Recherchen des Greenpeace Magazins bilden Müllschieber häufig ein Netz aus Maklern, Spediteuren und Unternehmen vom mittelständischen Betrieb bis zum Großkonzern. Oft werden solche Geschäfte durch komplizierte Firmenstrukturen mit verschiedenen Tochtergesellschaften verschleiert. Hinter der illegalen Deponie in Güstrow etwa stecken Mitglieder einer Unternehmerfamilie aus Norddeutschland. Diesen gehört eine Reihe von Firmen mit Niederlassungen in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Hamburg und London, von denen viele inzwischen insolvent sind.

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