Fr. Apr 26th, 2024

Zitternd lehne ich mich zurück. Eiskalt der Morgen, die Sonne kommt überhaupt nicht durch. Nebelschwaden tauchen die Welt um mich herum in unrealistische Bilder. Es erinnert mich an Szenen aus einem Horrorfilm. Der Moment, wenn du denkst, alles ist gut, das flüchtende Mädchen schafft es. Aber dann springt das Monster aus dem Nichts und greift sich das Opfer.
Ich spüre die Mauer des Gebäudes an meinem Rücken. Jeden einzelnen Stein, wie er sich in mein Fleisch drückt. Hart und unbequem fühlt es sich an und noch mehr Kälte breitet sich in meinem Körper aus. Auch der Steinboden, auf dem ich sitze, trägt nicht gerade für mein Wohlbefinden bei. Besser wäre es aufzustehen, mich zu bewegen. Vielleicht einen anderen Ort zu suchen, einen Imbiss, Dönerladen, eine Tankstelle … was auch immer, irgendwo wo ich mich aufwärmen könnte.
Doch meine Beine sind taub, sie gehorchen mir nicht. Sowie mein restlicher Körper.
Es liegt nicht an der Kälte, nicht an diesem Platz. Für mich ist das etwas, das ich zu gut kenne, nichts Ungewöhnliches, es ist ein Teil von mir.
Meine Welt ist diese Stadt. Sie ist mein Zuhause, mein Freund und mein Feind. Hier in Berlin ticken die Uhren anders. Freud und Leid reichen sich die Hand. Wenn ich das Leben in dieser Stadt beschreiben müsste, würde ich sagen, es ist wie ein Kuchen. So einer mit dieser süßen Puddingfüllung.
Für die Reichen, Bessergestellten, gibt es tagtäglich den Leckerbissen, eben die Creme. Für uns Außenseiter, Verlierer nur die Kruste. Trocken und hart, kaum zu schlucken. Wir ersticken fast an den Krümeln und versuchen doch immer wieder einen kleinen Happs vom Pudding zu bekommen.
Tiefer kuschle ich mich in meinen schwarzen Ledermantel, umhülle mit ihm meinen Körper so gut es geht. Mein einziger Besitz ist dieser Mantel und das kleine zerknitterte Heft, mein Tagebuch, in seiner Innentasche. Ein Schutz, ich trage ihn wie eine zweite Haut. Aber jetzt wärmt er mich kein Stück. Es ist, als ob mir nie wieder warm wird. Den Kopf gesenkt, starre ich auf den Boden vor mir. Vereinzelte Zigarettenkippen liegen auf dem Pflaster verstreut. Daneben leere Bierdosen und jede Menge anderer Dreck. Auch ein bekannter Anblick für mich.
Ohne darüber nachzudenken, hebe ich eine der Dosen auf, werfe sie weit weg von mir. Das scheppernde Geräusch klingt unangenehm laut, hallt in meinen Ohren nach. Aber zumindest unterbricht es diese laute Stille um mich herum. Die Stadt schläft noch und ihr Schweigen zwingt mich dazu, weiter nachzudenken. Es ist niemand da, der mit mir redet, dem ich alles erzählen kann. Mir Antworten gibt – hilft, alles zu begreifen.
Verzweifelt schüttle ich den Kopf, unfähig zu glauben, dass das, was ich vor einigen Stunden erlebt habe, real ist. Die nassen Haare fliegen mir ins Gesicht und ich beginne, hemmungslos zu weinen.
Ich, Samantha, Sami oder auch Chilly genannt, wünsche mir zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ein ganz normales Leben. Eines, in dem du morgens zur Schule gehst, deine Mutter mittags mit dem Essen auf dich wartet und dein größtes Problem der gestörte Empfang des Internets ist. So wie die meisten in meinem Alter zu sein. Nicht in dieser Stadt zu verharren, in der ich ein Straßenkind von vielen bin. Eine Stadt, die mich verschlang, als ich aus dem Zug stieg und meinen Fuß auf ihren Boden setzte.
Lange ist das her. Damals mit vierzehn ließ ich mich gerne auf sie ein. Zu bedrückend; zu einengend war das Leben bei meiner Tante – eines Tages packte ich meine Sachen und lief fort.
Im Kopf Abenteuer, Freiheit, jede Menge Illusionen, so stürzte ich mich in das vermeintliche Abenteuer Berlin. Sehr schnell allerdings erlag ich der grausamen Realität des Lebens einer Ausgestoßenen …
© Karina-Verlag

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Kummer

Von Kummer

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