Fr. Apr 19th, 2024

Wie war es, das Leben im Mittelalter zu Zeiten der Pest und der großen Geheimorden? Treten Sie durch das Tor, das die Zeiten miteinander verbindet … ein Abenteuer sondergleichen wartet auf Sie!

Leseprobe aus “Mystica Venezia”
Christina Maria zog Bilanz. Venedig, Wien und Paris waren wunderschöne Städte, aber Strassburg war irgendwie anders. Bezaubernd. Mit strahlenden Augen drehte sie sich zu Giuseppe um.
„Könnten wir nicht für immer hier bleiben?”
„Aber Duca, ich denke, du willst ganz Europa sehen! Warum so voreilig? Haben wir nicht ein ganzes Leben vor uns?” Vorwurfsvoll sah er sie an.
„Vorgestern hast du aber noch ganz anders gesprochen!” Sie zog die Stirn in Falten. Schmunzelnd strich er darüber.
„Runzle nicht die Stirn, sonst bleiben die Falten, und ich will kein altes Weib an meiner Seite haben”, neckte er sie. Sie stieß ihm dafür ihren spitzen Ellenbogen mit aller Kraft in die Seite, sodass er in gespieltem Schmerz aufschrie:
„Oh du garstige Braut!”
„So pass auf, was du sagst”, entgegnete sie erhitzt.
„Wenn du hier bleiben willst, dann kann ich dir ja die anderen Zeittore gar nicht zeigen”, fiel es ihm plötzlich ein.
„Siehst du, es geht schon wieder los! Wozu brauche ich die Zeittore? Ich bin glücklich hier, mit dir!”
„Also gut, vergiss die Tore. Ich wollte nur, dass du zurück kannst in deine Welt, wenn du der meinen je überdrüssig werden solltest.” Er stupste ihr neckisch auf die Nase, und sie stemmte die Handrücken in die Seiten wie eine Bauersfrau:
„Überdrüssig, ha! Eher fällt Schnee im Juli, als dass ich ein Leben an deiner Seite langweilig fände. Im Ernst, ich habe mich noch nie so amüsiert. Wahrscheinlich bin ich einfach in das falsche Jahrhundert hineingeboren.”
„Na, dann war der Zeitsprung wohl gar nicht so verkehrt”, meinte Giuseppe belustigt. Doch seine Augen blieben ernst, wie so oft, wenn er über etwas nachgrübelte. Etwas Dunkles lag über Europa, etwas das wuchs und langsam seine Klauen nach den Unschuldigen ausstrecken würde. Und das war nicht nur die Seuche. In seinen Träumen hatte er große Feuer gesehen, Menschen, die lichterloh darin brannten. Doch niemand half ihnen, im Gegenteil: die Menschenmassen jubelten und gröhlten.
Zuerst maß Giuseppe diesen Träumen keine Bedeutung zu. Doch sie kehrten wieder, Nacht für Nacht. Unruhig wälzte er sich in seinen Kissen, während seine Julietta tief und fest neben ihm schlief. Und in der letzten Nacht hatte er geglaubt, die Flammen fast körperlich zu spüren, den brennenden Schmerz, den sie verursachten. Schweißgebadet war er erwacht und hatte seinen Körper nach Brandblasen abgesucht, so real war dieser Traum gewesen. Doch das konnte er Julietta nicht erzählen, er würde sie damit nur unnötig beunruhigen. Dennoch nahm er sich vor, von jetzt an besonders wachsam zu sein und noch besser auf sie zu achten.
Christina Maria betrachtete sein markantes Profil verstohlen von der Seite. Ohne ihn hätte sie sich sicherlich schwerer getan mit allem. Doch so hatte sie wie selbstverständlich ihren Platz neben ihm gefunden. Wo er war, da gehörte auch sie hin. So einfach war das. Und sie würde um ihn kämpfen und ihn notfalls mit bloßen Händen verteidigen, wenn ihm Gefahr drohen sollte. Selbst wenn die Gargoyles von der Kathedrale steigen würden, um ihn ihr zu entreißen!
„Was hast du gerade für wilde Gedanken, Julietta? Du siehst aus, als wolltest du jemanden direkt in die Tiefen der Hölle schicken.” Behutsam hob er ihr Kinn an und schaute in zwei funkelnde grüne Augen.
„Muss ich Angst haben, meine schöne Duca?”
Christina holte tief Luft.
„Nicht, solange ich an deiner Seite bin”, sagte sie entschlossen, bevor sie ihn unterhakte. Langsam gingen sie die dunkle enge Gasse hinunter, ohne den Mann zu bemerken, der in gebückter Haltung langsam aus dem Schatten eines Toreingangs hervorhuschte und sich lauernd nach allen Seiten umsah …

Mystica Venezia
Eine verschwundene Braut, ein Sensenmann als Gondoliere, eine blinde Malerin, ein seltsames Zeichen an einer Mauer und ein geheimnisvoller Orden, Guido hat sich seine Hochzeitsreise nach Venedig dann doch etwas anders vorgestellt. Verzweifelt macht er sich gemeinsam mit seiner Schwägerin Ana Karina in den Wirren des Karnevals, der durch die engen Gassen der Lagunenstadt tobt, auf die fast aussichtslose Suche nach Christina Maria und stößt dabei auf eine uralte Legende.
ISBN-13 : 978-3903056701

©byChristine Erdic

Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
https://christineerdic.jimdofree.com/
https://literatur-reisetipps.blogspot.com/

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