Do. Mrz 28th, 2024

Wenn der Stress bei meiner Arbeit wieder einmal so sehr auf mir lastet, dass Konzentration unmöglich wird, verlasse ich meinen Arbeitsplatz und begebe mich in die dunklen Gewölbe des Archives.
Meine Kollegen gewöhnten sich daran, dass ich nach einigen Arbeitsstunden etwas Bewegung benötige, weil mein bewegungshungriger Körper das ewige Sitzen auf Dauer nicht erträgt. Doch keiner von ihnen ahnt auch nur im Entferntesten, wohin mich meine Schritte bringen.
Das Büro befindet sich in einem sehr alten Haus, inmitten der Innenstadt Wiens, in einer sehr kleinen, schmalen Seitengasse der Kärntnerstraße. Alte, durchgetretene und gewundene Stufen im Treppen- haus. Der erste Stock, in dem sich mein Arbeitsplatz befindet, ist eigentlich der Dritte.
Ich schließe die Türe hinter mir, steige die Stufen hinab, Mezzanin, Hochparterre, Parterre, erstes Kellergeschoss, zweites Kellergeschoss, drittes Kellergeschoss – endlich da. Ein langer, schmaler und sehr schwach beleuchteter Gang windet sich zwischen holzverschlagenen Kellerabteilen. Auf dem Lehmboden hört man meine Schritte nicht. Niemals begegne ich hier unten jemanden. Alle fürchten sich vor den verwinkelten Tiefen des alten Wiens. Mir un- verständlich. Auch wenn um die Jahrhundertwende – neunzehnhundert – hier einige Morde stattfanden, so ist das schon sehr lange her. Inzwischen sind diese Bereiche mit Kameraüberwachung und Sicherheitstüren ausgestattet, was zumindest ein gewisses Ruhegefühl zulässt.
Endlich sehe ich die schwere Eisentür vor mir. Diese alten Akten müssen gut und sicher aufbewahrt sein. Es handelt sich um Dokumente – unersetzlich, einzigartig, und unwiederbringlich. Es existieren keine Kopien. Nur diese Originale. Der Raum selbst verfügt über eine spezielle Lüftungseinrichtung. Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffgehalt – alles perfekt eingestellt, damit das wertvolle Lagergut nicht Schaden nimmt. Viele der hier lagernden Dokumente entstanden lange vor der Zeit der Digitalisierung unserer Welt. Von Hand geschrieben, für die Ewigkeit.
Natürlich ist es streng untersagt, dass auch nur eines der Schriftstücke diese Räumlichkeit verlässt. Zu groß ist die Gefahr, dass eines verloren geht oder beschädigt wird. Aber ich kann nicht anders. Ich muss einfach eines dieser Papiere mitnehmen.
Gierig gleiten meine Finger in das Fach des Jahres neunzehnhundertdrei. Das Papier, das ich ergreife, ist von hoher Qualität. Hergestellt, um Jahrhunderte zu überdauern. Die Schrift wohlgeschwungen, sehr schräg gestellt, die Buchstaben schmal und klein. Eine alte Schreibweise. Ausgesprochen interessant. Sehr schwer nachzuschreiben. Ein Anreiz für mich, eine Aufgabe. Mit einer raschen Bewegung lasse ich das Blatt in ein mitgebrachtes Kuvert gleiten. Verlasse dann den Raum, den Keller, beginne den Aufstieg über die ausgetretene Treppe, um wieder an meinem Arbeits- platz zu erscheinen. Das Schriftstück sicher unter meinem Pullover verborgen. Hoffentlich vergeht der Arbeitstag schnell. Ich muss sie schreiben, diese Zeilen, die sich in dem Kuvert verbergen. Muss die Gedanken und Gefühle des Schreibers spüren.
© Karin Pfolz

Wie es weitergeht erfahren Sie hier:
https://www.karinaverlag.at/products/tief-geheimnisvolle-machenschaften-in-wien-ein-thriller-von-karin-pfolz-hardcover/

Über den Verlag:
http://regiowiki.at/wiki/Karina_Verlag
Der Karina Verlag ist ein Buchverlag mit Sitz in Wien. Das Programm umfasst Belletristik, Kinderbücher, zeitgenössische und gesellschaftskritische Literatur sowie Biographien im erzählenden Stil.
Gegründet wurde der Karina Verlag im August 2014 von Karin Pfolz in Verbindung mit dem Verein Respekt für Dich – AutorInnen gegen Gewalt, dessen Vorstandsvorsitzende sie ist. Karin Pfolz hat ihre eigenen Erfahrungen aus acht Jahren mit einem gewalttätigen Ehemann in dem Buch Manchmal erdrückt es mich, das Leben verarbeitet. Am 25. Oktober 2014 wurde das Buch im Palais Coburg in Wien vorgestellt. Über häusliche Gewalt sprach sie unter anderem am 4. Juli 2014 in einem Interview, das in der Nachrichtensendung ZIB 2 des ORF ausgestrahlt wurde. Eines von bisher vier TV-Interviews. Mit Kurzgeschichten für Kindern, die 2011 und 2012 mit dem “Sparefroh-Preis Österreich” ausgezeichnet wurden, begann Karin Pfolz ihre schriftstellerischen Arbeiten. Mehrere Presseartikel begleiten den Weg des Karina-Verlages gegen Gewalt.
In Juni 2015 hat der Karina Verlag gemeinsam mit dem Autor Rudi Treiber zu einem weltweit einzigartigen Projekt aufgerufen. 60 Autoren schreiben eine Thriller-Trilogie. Damit will der Karina Verlag – sprechend für alle Künstler, Verlage, usw. – auf die verursachten Schäden der Internet-Piraterie hinweisen. Der Verlag wird hierbei von den Medien begleitet.
Seit Juni 2015 arbeitet der Karina Verlag eng mit dem von Dieter König gegründeten Sarturia-Verlag zusammen.
Durch die Publikationen des Verlages wird die Gewaltopferhilfe in Österreich bzw. der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser unterstützt. Darüber hinaus veranstaltet der Karina Verlag in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Respekt für Dich Workshops an Schulen zu den Themen Gewaltvermeidung und Mobbing.
Regelmäßig erscheint aus der Buchreihe Jedes Wort ein Atemzug eine Anthologien-Sammlung. Unter dem Motto „gewaltfrei Leben“ erschienen in sechs Ausgaben bislang Kurzgeschichten von 1200 Autorinnen. Unterstützung erfährt der Karina Verlag durch Gisela Wurm, Vizepräsidentin des Europarates und Vorsitzende des Ausschusses für Gleichbehandlung und Nichtdiskriminierung und SPÖ-Frauensprecherin. Im Juli 2014 betonte sie auf der Pressekonferenz anlässlich der Istanbul-Konvention im Parlament die Notwendigkeit solcher Ideen. Zitat: „Karin Pfolz hat bereits mit ihrem Buch „Manchmal erdrückt es mich das Leben“ aufgezeigt, wie schwierig es ist, aus einer Gewaltbeziehung auszubrechen. Aber sie macht gleichzeitig auch Mut und stärkt Frauen mit ihren Kindern zu einem Leben ohne Gewalt. Mit d

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Von Kummer

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