Do. Mrz 28th, 2024

Bei Männern lässt die Produktion von Testosteron umso mehr nach, je älter sie werden. Das kann zu Beeinträchtigungen des Wohlbefindens führen. In den USA boomt der Absatz von Produkten, die den Mangel beheben sollen. Besonders Testosteron-Gel erfreut sich einiger Beliebtheit. Für das Versprechen, dass eine externe Hormonzufuhr das Allgemeinbefinden positiv beeinflusst, fehlte bisher der Nachweis. Eine Studie der Perelman School (Philadelphia) soll das ändern. Erste Ergebnisse wurden 2016 veröffentlicht.

Bei Männern lässt im höheren Lebensalter die Produktion von Testosteron nach. Diese Entwicklung ist normal, doch sie kann zu Problemen mit der Potenz führen, es kommt zu einer Abnahme der Muskelkraft und einem subjektiven Eindruck verringerter Agilität. Manche Herren sind damit nicht glücklich. Der Absatz von Produkten, die das beheben sollen, steigt daher Jahr für Jahr. In den USA laufen ohne Unterlass Werbekampagnen, die dem Testosteron eine Wertigkeit beimessen, die von der Mehrheit der Experten als übertrieben betrachtet wird. Fernerhin fehlt für das Versprechen, dass eine externe Hormonzufuhr die Symptome aus der Welt schafft, jeglicher Nachweis.

Als gesichert gilt nur, dass eine Hormonersatztherapie die Muskulatur stärkt, während sie zugleich das Körperfett reduziert. Das erklärt die Beliebtheit dieser Präparate im Kraftsport. Doch die Datenlage im Hinblick auf physisches Leistungsvermögen, Potenz und Vitalität ist, gemäß der Ansicht einer Gruppe von Spezialisten der US-amerikanischen Academy of Medicine, eher unbefriedigend. Dieser Umstand gab dann den Ausschlag zur Realisierung der sogenannten T-Trials, einer Reihe von sieben Einzelstudien. Die Forscher erhalten Fördermittel vom National Institute on Aging (NIH) sowie von AbbVie Pharmaceuticals, dem Herstellers eines der populärsten Testosteronpräparate.

Der Endokrinologe Peter J. Snyder von der Perelman School (Philadelphia) stellte Anfang 2016 die ersten Ergebnisse dreier Studien mit Fokus auf Agilität, Körperfunktionen und sexuelle Aspekte vor. Die Probanden, 790 Männer ab 65 mit Testosteronmangel, wiesen vor Studienbeginn jeweils eine Plasmaspiegel von unter 275 mg/dl auf. Sie erhielten zur täglichen Anwendung ein Gel. Bei der Hälfte der Teilnehmer enthielt es ein Placebo, der Rest bekam ein Testosteron-Gel. Die Dosis wurde so abgestimmt, dass die Werte auf das Niveau eines 19- bis 40-jährigen anstiegen. Um die Risiken für die Freiwilligen zu minimieren, gab es zahlreiche Ausschlusskriterien. Prostatakrebs und dessen Vorstufen, Infektionen der Harnwege, anormale Blutwerte, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, verschiedene Herzkrankheiten, Leberfunktionsstörungen, ein BMI über 37 kg/m² sowie psychiatrische Störungen sind nur einige davon. Nur 1,5 % der zu den Voruntersuchungen erschienenen Personen erfüllten alle geforderten Bedingungen.

Bei vielen Teilnehmern gab es neben dem Testosteronmangel noch andere Probleme, die jedoch keine Ausschlusskriterien waren. Meist handelte es sich um Übergewicht und hohen Blutdruck. Bei rund 33 % wurde Diabetes festgestellt und 20 % litten an Schlafapnoe (SAS).

Die Studie dokumentiert in mancher Hinsicht nur mäßigen Nutzen. Die Sexualfunktionen der Probanden zeigten beispielsweise nur geringe Verbesserungen. In den täglich auszufüllenden Fragebögen berichteten sie zwar etwas öfter von geschlechtlicher Erregung bzw. sexueller Aktivität, doch der Einfluss auf Erektionsstörungen ist geringer als bei den gängigen Potenzmitteln.

Die Wirkung auf die allgemeine Fitness ist ebenfalls marginal. Eine augenfällige Steigerung ist lediglich in der Gesamtbetrachtung der Ergebnisse aller drei Studien zu erkennen. In der Testosterongruppe verbesserten 20,5 % der Probanden ihre Gehstrecke über 6 Minuten um 50 Meter, während es in der Placebogruppe 12,6 % waren. Die Streckendifferenz zwischen beiden betrug im Durchschnitt nur 6,69 Meter. Die messbaren Fortschritte blieben hinter dem subjektiven Empfinden zurück. Zumindest ist ein leicht positiver Einfluss auf die Stimmung erkennbar. In Hinblick auf die Vitalität bestand im Gruppenvergleich keinerlei Unterschied, so dass die subjektive Zunahme derselben als Placebo-Phänomen zu bewerten ist. Angesichts der hohen Beliebtheit der Testosterontherapie in den USA dürfte dieser Befund für einiges Aufsehen sorgen.

Nach einem Jahr ist noch nicht abzuschätzen, ob man die Therapie als verträglich und sicher bezeichnen kann. Die Häufigkeit der Nebenwirkungen ist in beiden Gruppen gleich. Die Gruppe, die ein Testosteron-Gel erhalten hatte, hatte allerdings höhere PSA-Werte. Bei drei Personen aus der Testosterongruppe und einem aus der Placebogruppe hatte sich ein Prostatakarzinom entwickelt. Kein Anstieg ist hingegen bei Herz-Kreislauf-Problemen festzustellen. Die Forscher gehen davon aus, dass für derartige Folgewirkungen die einjährige Nachbeobachtung zu kurz ist. Tumore und Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden bei zukünftigen Forschungen im Mittelpunkt stehen.

Bodil Messerli
Securmed Messerli gGmbH, Luitpoldplatz 14, 95444 Bayreuth

bodilmesserli@emailn.de

http://dopingmittel-sport.info/testosteron-gel-kann-leistungsfaehigkeit-verbessern

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