Do. Mrz 28th, 2024

Im Heim hat Amy aufgrund ihres Handicaps kein leichtes Leben. Sie wird von den Kindern gehänselt und drangsaliert. Ihr einziger Freund ist Mischlingshund Max, der immer an ihrer Seite ist.

Auszug Leseprobe:
Wieder einmal waren wir unterwegs, als wir plötzlich ein seltsames Geräusch hörten. Wir folgten ihm und erblickten einen Sack, der hinter einem Gebüsch abgelegt worden war. Von dort kamen diese Töne, ein durchdringendes, schmerzerfülltes Wimmern. Ich bat die Heimleiterin, den Beutel aufzumachen. Sie zögerte; offensichtlich traute sie sich nicht.
»Bitte!« Ich sah sie flehend an, denn ich konnte das Winseln einfach nicht mehr ertragen. Vorsichtig öffneten wir ihn. Uns schauten zwei schwarze Augen an, und ich sah, dass das Wesen, dem sie gehörten, genauso viel Angst hatte wie wir.
In dem Sack steckte ein Hund. Vorsichtig befreiten wir ihn und sahen dann, warum er so jammerte: Seine Beine waren mit einem Strick zusammengebunden. Das Seil war so eng geschnürt, dass es ihm ins Fleisch schnitt. Man konnte blutige Stellen erkennen, und er zitterte am ganzen Körper.
Kurz entschlossen schnitt ich den Strang durch. Gut, dass ich heute mein Taschenmesser dabei hatte! Wir hoben den Hund auf meinen Schoß, und ich streichelte ihn. Er war schon ausgewachsen. Ich war mir sicher, dass seine Besitzer ihn nicht mehr haben wollten. Gut, dass wir ihn gefunden hatten! Ohne uns hätte er nicht mehr lange überlebt …
Wir fuhren zurück. Ich spürte, dass Max, so hatte ich ihn getauft, immer weniger zitterte. Ich streichelte ihn auf dem ganzen Weg zurück und hatte das Gefühl, dass er sich bei mir sicher und geborgen fühlte.
Zu meiner großen Überraschung durfte ich ihn behalten. Ich pflegte ihn gesund, und mein Leben wurde von nun an entspannter. Niemand traute sich mehr, mir etwas zu tun, denn Max war immer bei mir. Die anderen hatten Angst vor ihm. Jedes Mal, wenn mir jemand zu nahe kam, der in seinen Augen nicht gut für mich war, verbellte er ihn. Er knurrte laut und zeigte seine Zähne, und das war schon ein gewaltiger Anblick, denn Max war nicht der kleinste Hund, seine Zähne sahen entsprechend gefährlich aus. Ich brauchte von nun an auch nachts keine Angst mehr zu haben, dass sich irgendjemand in mein Zimmer schlich, denn mein Hund war auch zu dieser Zeit in meiner Nähe. Trotzdem ließ ich immer noch aus alter Gewohnheit das Licht an.
Wir zwei wurden zu einer Einheit. Man traf uns immer zusammen an, und ob ihr es glaubt oder nicht, die Mauer um mich herum fing an zu bröckeln. Ich ließ wieder Gefühle zu und konnte sogar wieder lachen. Zwar war ich nach wie vor misstrauisch anderen Menschen gegenüber, aber bei weitem nicht mehr so sehr wie vorher. Als mich die Heimleiterin einmal in den Arm nahm, ließ ich es zu und genoss die Umarmung sogar. Früher hätte ich jeden weggestoßen, der das versucht hätte. Es war für mich eine völlig neue Erfahrung, die Wärme eines anderen Menschen zu spüren, und ich fühlte mich gut dabei. Sie war auch die einzige Person, die sich mir nähern konnte, ohne dass Max sie verbellte. Er spürte eben, dass sie es gut mit mir meinte.
© Britta Kummer

Buchbeschreibung Willkommen zu Hause, Amy:
In diesem Werk erleben die Leser eine Geschichte, die zu Herzen geht. Sie handelt von einem behinderten Mädchen, das den Glauben an die Menschlichkeit verloren hat und von einem Pferd, dem es ebenso geht. Die Geschichte geht tief, denn sie zeigt auf, dass Menschen, die etwas anders sind als andere, ebenso fühlen und ein schönes Miteinander sehr wohl möglich ist. Das Buch ist illustriert von der Künstlerin Karin Pfolz.
„Willkommen zu Hause, Amy“ wurde im Januar 2016 mit dem Daisy Book Award ausgezeichnet. Der Kärntner Lesekreis „Lesefuchs“ vergibt in unregelmäßigen Abständen diese Auszeichnung für gute Kinder- und Jugendliteratur.
Taschenbuch: 184 Seiten
Verlag: Nova MD; Auflage: Erstauflage (9. Februar 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3961117055
ISBN-13: 978-3961117055

Über den Lesekreis:
Der Lesekreis „Lesefuchs“ ist ein guter alter, traditioneller Lesekreis.
Er wurde 1998 in Esch an der Alzette / Luxemburg gegründet.
Seit 2001 gibt es einen zweiten Lesekreis in Kärnten / Österreich. Eltern und Kinder lesen zusammen aktuelle Kinderbücher, die dann gemeinsam im Lesekreis besprochen werden.
Seit 2012 vergeben die Teilnehmer in unregelmäßigen Abständen den ‚Daisy Book Award‘ an Autoren und Verlage für gute Kinderbücher, die in den Treffen des Lesekreises von Jung und Alt gerne gelesen wurden. Dabei kommen die Kinder zu Wort, die die Jury mit den Eltern bilden.
Es ist ein kleinerer Literaturpreis. Jedoch eine Auszeichnung, wo der Autor sehr stolz drauf sein kann, da die Konkurrenz unter den Kinder- und Jugendbuchautoren sehr groß ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass Kinder dabei mit entscheiden dürfen. Schließlich sind sie es, die die Bücher lesen und denen sie gefallen müssen.

Zu diesem Buch gibt es auch ein Quiz bei Antolin:
https://www.antolin.de/all/bookdetail.jsp?book_id=152159

Trailer:

Weitere Bücher der Autorin:
Pferde erzählen, ISBN: 978-3-9611-1618-8
Gedankenkarussell – Eine literarische Reise, ISBN: 978-3-7450-9182-3
Zac und der geheime Auftrag, ISBN: 978-3-9611-1668-3
Die Abenteuer des kleinen Finn, ISBN: 978-3-8448-1599-3
Kummers Kindergeschichten, ISBN: 978-3-7386-0100-8
Kummers Kindergeschichten 2, ISBN: 978-3-7392-3824-1
Mein Leben mit MS, ISBN: 978-3-9030-5642-8
Kleine Mutmachgeschichten, ISBN: 978-3-9030-5644-2
Weihnachtsgeschichten … und noch mehr, ISBN: 978-3-7386-4553-8
Geschichten für Groß und Klein, ISBN: 978-3-7347-4942-1
Vegetarisch für die ganze Familie, ISBN: 978-3-7448-9344-2
Das Marmeladenbüchlein, ISBN: 978-3-9611-1212-8
Kummers Ofengerichte, ISBN: 978-1-5232-2552-1
Kummers Schlemmerkochbuch, ISBN: 978-3-7322-3126-3
Vegetarische Weltreise, ISBN: 978-1-5355-5204-2
Vegetarisch für Jedermann [Kindle Edition] Guten Appetit [Kindle Edition]

Alle Infos unter:
http://brittasbuecher.jimdo.com/

Pressemitteilung teilen:
Kummer

Von Kummer

Schreibe einen Kommentar